Am Karfreitag jährte sich der Tag der Priesterweihe von Pfarrer Martin Sayer, der seit vielen Jahren die Sportexerzitien des DJK-Diözesansportverbands begleitet, zum 50. Mal. Am 7. und 8. April 1973 nahm Bischof Carl Joseph Leiprecht in Rottenburg und Ulm-Wiblingen ihn und weitere 16 Männer durch Handauflegung und Gebet in den Klerus der Diözese Rottenburg auf. Heute lebt Sayer als rüstiger Ruheständler im Biberacher Wohnpark am Jordanbad der St. Elisabeth-Stiftung. Sein Goldenes Priesterjubiläum feierte der 76-Jährige am Sonntag, 30. April, um 10.30 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul auf dem Klosterberg in Reute, seiner letzten Wirkungsstätte im aktiven Dienst.
Die ruhige Art, aufmerksames Zuhören und sein verschmitztes Lächeln sind typisch für Martin Sayer. Ideale Eigenschaften für einen, der andere Menschen auf ihrem Lebensweg spirituell begleitet. Darunter waren von 1984 bis 1992 im Tübinger Mentorat Studierende, die Pastoralreferent:innen in der württembergischen Diözese werden wollten. Seine Ausbildung als Supervisor empfand Sayer dabei als hilfreich. Anstatt wie in der Priesterausbildung auf Verpflichtungen zu setzen, begegnete er dem Bedürfnis der jungen Menschen, über ihren Glauben zu sprechen, mit Offenheit. „Es ist schön zu sehen, was aus den Studierenden geworden ist, die jetzt teilweise schon in den Ruhestand gehen“, freut sich der Priester heute.
Als er in Tübingen 1992 die Leitung der Kirchengemeinde St. Petrus übernahm, legte Martin Sayer großen Wert auf Teamarbeit. „Durch die Unistadt gehörten Katholiken aus der ganzen Welt zur Gemeinde“, erinnert sich der Pensionär. In den evangelisch geprägten Stadtteilen Lustnau, Pfrondorf und Bebenhausen sei die Ökumene wichtiges Thema gewesen. Durch große Neubaugebiete seien viele Familien zugezogen, die er in die Gottesdienste integrierte. Gleich nach seinem Amtsantritt habe er mit dem Künstler Siegfried Haas und dem Kirchengemeinderat die Nachkriegskirche umgestaltet und im Chorraum Platz für kleinere Gottesdienste im Halbrund geschaffen, erklärt der letzte eigene Pfarrer von St. Petrus.
Geboren und aufgewachsen ist Martin Sayer in Horb am Neckar. „Mit zehn Jahren wollte ich schon Pfarrer werden“, erzählt er. So durchlief er die kirchlichen Internate, das Martinihaus in Rottenburg und das Konvikt in Rottweil, wo er das Abitur ablegte. Als Einziger seines Jahrgangs erreichte er die Weihe, wobei er sich jeden Schritt gut überlegte und alternative Möglichkeiten abwägte. In den drei Vikarsjahren in Ludwigsburg predigte er in der Dreieinigkeitsgemeinde am Samstag und Sonntag manchmal in sechs Gottesdiensten und hielt wöchentlich zwölf Stunden Religionsunterricht in den neunten Klassen der Hauptschulen.
Im Jahr 1976 kam Martin Sayer als Jugendpfarrer nach Ulm, wo er in St. Elisabeth bereits sein Diakonatsjahr verbracht hatte. In Kooperation mit der Stadt Ulm entstand damals beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Club Körperbehinderte. In der verbandlichen Jugendarbeit lernte der Priester damals die gleichberechtigte Leitung zusammen mit Laien kennen und schätzen.
Dass der Tübinger Pfarrer 2004 die Begleitung der Franziskanerinnen von Reute übernahm, habe Schwester Paulin Link eingefädelt. Sie kannte Martin Sayer aus der Jugendarbeit. Er habe lange mit sich gerungen, wollte aber vor seinem 60. Geburtstag auf jeden Fall nochmals wechseln, erzählt der Geistliche. Dass die Stelle des Superiors im Kloster auf 50 Prozent gekürzt wurde und er zusätzlich einen Auftrag im angegliederten Bildungshaus erhielt, kam ihm entgegen. So wirkte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2018 auf dem oberschwäbischen Klosterberg. Er war auch Mitglied im Stiftungsrat der St. Elisabeth-Stiftung, die die früher klostereigenen Einrichtungen weiterführt.
Mit seinem Ruhestandswohnsitz im Jordanbad wollte Martin Sayer das Kloster und die Stiftung weiter unterstützen. Damals löste sich gerade der dortige Schwesternkonvent auf, von dem er einige Aufgaben übernahm. Bis heute hält der Priester in der Kirche der Gesundheitsstätte und in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Heggbach, aber auch in der Seelsorgeeinheit Heimat Bischof Sproll Gottesdienste. „Ich war mit meinem Beruf nie unzufrieden und konnte viel verwirklichen“, sagt er rückblickend. „Das verdanke ich aber auch den Menschen, denen ich begegnet bin“, ergänzt Sayer mit seinem gewinnenden Lächeln. Sie hat er alle bei der Feier seines Jubiläums mit im Blick.
Quelle: Markus Waggershauser, SMK DRS