Ein Tagungsraum mit riesigen gedruckten historischen Weltkarten als Bodenbelag? Üppig gepolsterte Loungemöbel unter goldenen Leuchtern im Vorraum? Teppichböden mit Gras- oder Kopfsteinpflastermuster in den Fluren? Wo waren wir da nur hingeraten?
Vieles war „wie immer“ bei den diesjährigen Sportexerzitien: die bewährte Mischung aus spirituellen Impulsen, Gottesdienstelementen, Bibelarbeiten und verschiedenen Bewegungseinheiten, der offene und mehr als freundliche Umgang miteinander in der Gruppe, die traditionelle Halbtageswanderung in der Umgebung.
Aber einiges war auch neu und anfangs doch ziemlich ungewohnt: zum ersten Mal seit über fünfzehn Jahren fanden die DJK-Sportexerzitien wegen Umbaumaßnahmen nicht im Kloster Reute, sondern im Kloster Bonlanden bei Berkheim statt – und zum ersten Mal mit der neuen DJK-DV-Geschäftsführerin und Bildungsreferentin Sarah Kubin-Scharnowski.
Nach anfänglicher Irritation – war das überhaupt noch ein „Kloster“? – verdeutlichte uns Kloster-Mitarbeiterin Michaela Lomb auf einer Führung durch die Räumlichkeiten, dass sich die moderne und teils auch polarisierende Gestaltung durchaus mit den Zielen eines Klosters verträgt: Die Schwestern in Bonlanden sind davon überzeugt, dass sie nur mit gewaltigen Investitionen und einer erlebnisorientierten, an die franziskanische Lehre rückgebundenen und die Geschichte des Klosters aufgreifenden Umgestaltung ihrer Gebäude und Gartenanlage das Überleben ihres Schwesternsitzes sichern können. Dass die Verwaltung des Klosters und des neuen Tagungszentrums ein knallhartes Business sind, merkte man den vielen spielerischen Details dagegen nicht an. Ab da waren wir überzeugt und genossen das spannende Ambiente, das moderne Klostercafé und den wunderschönen parkähnlich gestalteten Garten.
Zum Frühsport trafen wir uns gerne an der, den Sonnengesang des Heiligen Franziskus aufgreifenden Gartenstation „Schwester Wasser“. Für den Stationen-Gottesdienst am Sonntag bewegten wir uns einmal rund ums Klostergelände bis wir in der Klosterkirche gemeinsam Eucharistie feierten. Für die Sporteinheiten wählte Jutta Geiger-Wenzler für uns den nahen schattigen Wald oder eine Wiese in direkter wunderbarer Nachbarschaft zu einer friedlich grasenden Schafherde.
Unser Leitthema war die überaus vielfältige Frage nach „Gerechtigkeit“. Wir näherten ihr uns von sportlicher Seite, vonseiten unserer Lebens- und Alltagserfahrungen und natürlich auch von biblischer Seite aus. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg bearbeiteten wir als Bibliodrama, die Geschichte von Maria und Martha in Form einer weiteren Bibelarbeit. Und oft waren wir froh, mithilfe sportlicher Bewegung von einer gewissen Aufgewühltheit aufgrund der Auseinandersetzung mit den biblischen Texten wieder in innere Balance zurückzufinden.
Und die zweite Neuerung? Die am ersten Abend von Mechthild Foldenauer an Sarah Kubin-Scharnowski vollzogene Staffelübergabe ist geglückt. Mechthild Foldenauer kam trotz Stellenwechsel und vieler Termine noch einmal mit zu den Sportexerzitien und ermöglichte ihrer Nachfolgerin so einen leichten und guten Einstieg. Mit Martin Sayer, Christian Turrey und Jutta Geiger-Wenzler ist das Leitungsteam so wieder komplett und die Sportexerzitien können 2023 wieder im Kloster Bonlanden in die nächste Runde gehen. Danke an alle, die dabei waren!
Sarah Kubin-Scharnowski